Der 1. Urlaub inklusive Packen XXL

Veröffentlicht am von Kathrin

Am Wochenende haben wir es gewagt: wir sind mit Julian (inklusive Pflegedienst) das erste Mal in einen kurzen Urlaub gefahren. Für drei Tage ging es nach Hamburg. Wir haben im Vorhinein hin und her überlegt, wie wir es am besten machen. Schließlich haben wir drei Hotelzimmer gebucht, um genügend Platz für uns vier plus Pflegekräfte zu haben. Für die Fahrt haben wir einen 7-Sitzer gebucht. Da war das Packen eine echte Herausforderung. Inklusive Kinderwagen und Julians Utensilien und natürlich dem Gepäck für 7 Personen wurde das Packen schon zur Herausforderung.

Julian alleine hatte folgendes mit:

– Kinderwagen

– Absauggerät

– Rucksack mit Notfallset, Absaugkathetern, Wechselwäsche, Pampers

– Tasche mit Beatmungsgerät

– Tasche mit Essen (ich hatte vorab eingekauft, was der Hipp-und-sonstige-Gläschen-Markt so hergab. Früher fand ich es ziemlich albern, wie viele Sorten verschiedene Gläschen es gab – mittlerweile bin ich froh, dass es auch in fein pürierter Variante so viel Auswahl gibt. :-))

– Tasche mit Pampers, Anziehsachen und dem medizinischen Kram (Medis, Inhaliergerät, Verbandmaterial für die Stomapflege, usw.)

– zwei zusätzliche Kartons mit Absaugkathetern

– Manduca, Krabbeldecke, Stillkissen, Zwei Zudecken

Uff. Das Auto sah also entsprechend aus…

Auf der Hinfahrt sind wir mit einer Pause gut durchgekommen. Allerdings musste Julian permanent (endotracheal) abgesaugt. Ob es nun am Geruckel des Autos, am Klima draußen oder im Auto lag? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall hatte unsere Pflegekraft alle Hände voll zu tun.

In Hamburg sind wir (nach kurzem Stop im Hotel) als erstes zum Shoppen. Bei Jako-o haben wir für Julian endlich eine passende Mütze gefunden. Die letzten rutschten im ständig über die Augen und von den Ohren. Und die neue passt sogar farblich zur Kanüle und feuchten Nase. Wenn man nicht so genau hinguckt, sieht man die Kanüle damit gar nicht mehr so richtig. 😉 Wir waren anschließend noch Kaffeetrinken bzw. Julian hat Joghurt bekommen. Für den ersten Tag war das schon Aufregung genug und so ging es zurück zum Hotel. Julian ist auch erst tief eingeschlafen, aber dann war die Umgebung wohl doch zu ungewohnt und so war er noch relativ lange wach und auch morgens wieder früh auf. Nunja, aber so ein erster Urlaub ist ja auch sehr aufregend.

Am Samstag waren wir mit Freunden aus Hamburg zum Frühstücken verabredet. Die Zwillinge haben zusammen mit Julian auf der Intensivstation in Hamburg gelegen und dadurch haben wir die Eltern kennen gelernt. Während der Hamburgzeit haben wir häufiger etwas zusammen gemacht. Sie hatten einen Tisch in einem tollen Kindercafé gebucht. Unser Großer war sofort total begeistert und auch Julian hat das erste Mal ein Bad im Bällebad genossen. Im Café waren wir von der Reaktion der anderen Gäste sehr positiv überrascht. Klar gab es ein paar Blicke, aber sie haben es so hingenommen als wäre es total normal. Schön! Die anderen Kinder waren natürlich wieder sehr interessiert.

„Was ist das?“ – „Ein Monitor!“

„Warum braucht er das?“ – „Damit kann man gucken, ob es Julian gut geht“

„Und? Geht es ihm gut?“ – (ich drauf geguckt) „Ja, es geht im gut“

„Und was ist das?“ – „Ein Absauggerät“

„Wofür braucht man das?“ – „Julian kann nicht schlucken. Darum muss man die Spucke regelmäßig absaugen“

Kurzes Schweigen – „Und wie kann er dann essen?“ – ( 😉 Schlaue Frage!) „Dafür hat er einen Schlauch, der direkt in den Bauch geht“

Und damit war dann alles geklärt. Immer wieder interessant, wie Kinder reagieren.

Nachmittags hatten wir Karten für das Miniaturwunderland. Da haben wir dann aber schnell gemerkt, dass das noch zu viel Programm für Julian war. Wir hatten ihn statt des Kinderwagens in die Manduca-Trage genommen. Das fand er ganz gut – aber es war halt sehr voll. Die Geräuschkulisse ist ihm dann zu viel. Er hat sich ziemlich aufgeregt und musste häufig abgesaugt werden. Wir haben den Besuch daher abgekürzt. Wir sind noch etwas spazieren gegangen und schließlich zurück ins Hotel. In der zweiten Nacht hat er auch schon viel besser geschlafen.

Am Sonntag stand nach dem Frühstück noch ein letztes Highlight an: Wir haben die Klinik besucht, in der Julian die ersten 9,5 Wochen seines Lebens verbracht hat. Wir haben viele bekannte Gesichter wiedergesehen und alle haben sich sehr gefreut, Julian (und uns) wiederzusehen. Julian hat erst geschlafen, aber als er wach wurde, hat man richtig gemerkt, dass er sich erinnern konnte. Er war sehr aufgeregt. Wir haben ihm mehrmals versichert, dass wir ihn wieder mit nach Hause nehmen. So richtig geglaubt hat er es uns anscheinend erst, als wir wieder im Auto waren. Anschließend ging es wieder zurück nach Hause.

Insgesamt funktioniert ein Urlaub mit Julian. Wir haben aber schon gemerkt, dass es (auch mit Begleitung durch den Pflegedienst) doch recht anstrengend ist und man häufig die Pläne über den Haufen werfen muss. Beiden Kindern (und uns) dann gerecht zu werden, wird Flexibilität erfordern – aber das ist wohl letztlich in jeder Familie so 😉 Naja, und für einen längeren Urlaub brauchen wir ein größeres Auto. 😉